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Attraktivität „Arbeitsplatz im Dentallabor“

Ein Blick auf die Anzahl der Auszubildenden im Zahntechniker-Handwerk verrät, dass sich im Jahr 2020 nur noch knapp über 5.100 junge Menschen in der Ausbildung zum Zahntechniker befinden. Der Spitzenwert seit dem Jahr 2002 lag laut VDZI bei 9.400 Azubis im Jahr 2004. Zu dieser annähernden Halbierung kommt erschwerend hinzu, dass der Trend der Azubi-Zahlen seit 2012 kontinuierlich rückläufig ist. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, beginnend von einer unzeitgemäßen Vergütung bis hin zu Orientierungslosigkeit bzgl. der zukünftigen Entwicklung des Zahntechnik-Handwerks. Demzufolge geht auch die Anzahl der Gesellenprüfungen zurück. Laut VDZI schrumpft die Zahl der abgelegten Prüfungen in 2019 (1.367) um das 1,5 fache gegenüber dem Wert von 1999. Die Anzahl der Beschäftigten in gewerblichen Laboren ist im Betrachtungszeitraum mit durchschnittlich 65.000 dagegen annähernd gleich geblieben, wobei alle Beschäftigten im Labor in diese Statistik einfließen. Das deutet u.a. darauf hin, dass vermehrt auch Nicht-Zahntechniker zum Einsatz kommen (müssen), um die Bedarfe eines kontinuierlich wachsenden ZE-Marktes zu decken. Was ist zu tun, um die Zahntechnik an der Basis wieder attraktiv zu gestalten? Drei Lösungsansätze in Zeiten von akutem Technikermangel.

Schluss mit unklaren Laborstrategien

Die Digitalisierung ist seit Jahren das Aushängeschild für eine prosperierende Zukunft des dentalen Handwerks. Dem Grunde nach ist das auch die richtige Idee, denn jeder Prozessschritt in der Herstellung von Zahnersatz, der nicht noch durch Technikerhände laufen muss, lässt mehr Raum für das Humankapital eines Dentallabors an anderer Stelle. Das Problem ist allerdings, dass digitale Strategien nicht durchgängig implementiert werden, weil z.B. CAD und CAM Techniker fehlen oder der Nimbus von Handwerk damit verloren geht. Auch eine Bereinigung des Portfolios zu Gunsten von mehr maschinengefertigtem ZE fällt einem Vollsortimentangebot zum Opfer. Heraus kommen Mischformen, die in Digitalisierung investieren und an Althergebrachtem festhalten. Wen wundert es, dass einem angehenden oder jungen Zahntechniker die Perspektive fehlt? Werde ich Keramiker oder doch CAD-Techniker? Dabei sind beide Strategien für ein Labor auch in 2021 möglich. Es gibt Abnehmer für reine Handarbeit, ebenso wie Abnehmer für maschinell hergestellten ZE. Nur entscheiden sollte sich das Dentallabor, um seinen (zukünftigen) Technikern eine klare Vorstellung von dem zu geben, wo der Weg hingeht.

Schluss mit unklaren Entwicklungsperspektiven

Ist einmal die Entscheidung für den Zahntechnikerberuf gefallen, stellt sich über kurz oder lang auch die Frage nach der persönlichen Entwicklung. Nach der Lehre kommt die Gesellenzeit. Und dann? Einmal Kombitechniker, immer Kombitechniker? Um die Generation Y und Z einzubinden, braucht es schon mehr als nur einen sicheren Job. Es braucht z.B. viel Flexibilität in der Arbeitszeit- und Urlaubsgestaltung, Möglichkeit der Arbeit von zuhause oder der Arbeit im Team. Symbiotische Konstrukte schlagen klassisches Einzelkämpfertum. Was ist mit Karriere? Klare Entwicklungspfade vom Gesellen zum Teamleiter zum Laborleiter müssen gar nicht sein. Es geht um individuelle Vorstellungen, auf die das Labor eingehen sollte. Entwicklung kann auch heißen, dass ein Zahntechniker Vertrieb für sein Labor machen kann. Aber bitte nicht als Einbahnstraße, sondern mit der Option auf Rückkehr in den „alten“ Job, wenn die neue Aufgabe nicht gefällt. Sogar außerhalb des Verantwortungsbereichs eines Labors lässt sich Entwicklung gestalten. Ein „Training on the job“ in den USA, ein Technikertausch mit einem befreundeten Labor, ja sogar ein zeitlich begrenztes Engagement im Dentalhandel oder der Dentalindustrie mit Rückkehroption sind denkbare Alternativen. Nur muss die Entwicklung besprochen und schriftlich hinterlegt werden. Transparenz bindet Mitarbeiter.

Schluss mit miesen Vergütungen

Interessanterweise sind die Dentallabore, die die besten Gehälter zahlen, auch die Labors mit den besten Renditen. Das ist keine Einladung zur wahllosen Erhöhung der Technikerbezüge, sondern ein Denkanstoß hin in Richtung variabler Gehaltsmodelle. Die durchaus übliche Bindung eines zusätzlichen Gehaltsbestandteils an den Techniker-Umsatz ist allerdings nicht zielführend. Modelle, die die Produktivleistung des Einzelnen oder auch des Teams in den Vordergrund stellen, die auch qualitative Zielerfüllung honorieren, sind zu bevorzugen. Damit wird Gehalt nicht mit der Gießkanne ausgeschüttet und belastet die eh schon nicht üppigen Laborergebnisse aus eigener Leistung, sondern richtet sich nach dem erreichten Ergebnisbeitrag des Unternehmens. Ganz offen, welcher Techniker hat schon Lust sich am Ende der Verdienstmöglichkeiten einzusortieren? Die Löhne und Gehälter in der Zahntechnik liegen knapp 20% unter denen des Handwerks und mehr als 35% unter denen der Gesamtwirtschaft. Dass der filigran arbeitende Zahntechniker auch in anderen Branchen ein gern gesehener Arbeitnehmer ist, liegt auf der Hand. Und ein deutlich besseres Gehalt lockt auch die Guten weg aus der dentalen Welt eines Dentallabors. Das fängt im Übrigen auch schon bei der Vergütung der Azubis an. Also, ran an die Vergütungen, sonst wird die sowieso schon angespannte Personallage noch schwieriger. Aber bitte mit Sinn und Verstand.

Die drei beschriebenen Lösungsansätze sind Schritte in eine Richtung, um die zu geringe Attraktivität des Zahntechniker-Berufs aufzuwerten. Natürlich lässt sich die Liste fortsetzen, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Eigenverantwortliches Handeln, soziale Einbindung, Aus- und Weiterbildungen, Wohlfühlumfeld und vieles andere trägt sicher dazu bei, dass sich wieder mehr junge Menschen für die Zahntechnik entscheiden. Viele Betriebe stellen sich darauf ein, schaffen Mitarbeiter-Lounges, bieten Abwechslung und Zerstreuung im Unternehmen, klimatisieren Arbeitsplätze, sorgen für Parkplätze vor der Türe und stellen Kaffee und Kuchen kostenfrei für alle zur Verfügung. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, um den Mief vom produzierenden Gewerbe hinter sich zu lassen und die Attraktivität des Arbeitsplatzes Dentallabor zu steigern.

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