Ein Blick hinter die Kulissen der Labororganisation von Leuchtner Zahntechnik
Ein Interview von Thorsten Huhn mit Alexander Leuchtner, Geschäftsführer von Leuchtner Zahntechnik, über die Arbeitsorganisation des Wormser Dentallabors, das seine Prozesse nicht dem Zufall überlässt.
Thorsten Huhn: Danke für Deine Bereitschaft uns einen Einblick in die Labororganisation von Leuchtner Zahntechnik zu geben – und den klasse Titel für das Interview. Lass uns dazu gerne mit einem Überblick starten. Wie würdest du den aktuellen Zustand Deiner Arbeitsorganisation beschreiben?
Alexander Leuchtner: Auf jeden Fall klar strukturiert und hochgradig arbeitsteilig – aber nicht starr. Wir haben unser Labor wie ein fein abgestimmtes Orchester aufgebaut: Verwaltung, Wareneingang, Disposition und Technik spielen jeweils ihre eigene Partitur – aber im gleichen Takt. Besonders wichtig ist uns dabei, dass jede Abteilung als interner Kunde der nächsten gesehen wird. So entsteht ein kontinuierlicher Fluss, in dem Fehlerquellen minimiert werden.
Thorsten Huhn: Was war der Auslöser, Dich überhaupt intensiver mit Deinen Arbeitsabläufen zu beschäftigen?
Alexander Leuchtner: Wenn sich Dinge verlangsamen oder wenn Fehler zunehmen, schrillen bei mir die Alarmglocken. Ich glaube an saubere Abläufe statt an hektische Betriebsamkeit. Das Ziel ist nie Perfektion, sondern Fehlerfreiheit – das reicht meist völlig aus.
Thorsten Huhn: Welche drei Worte beschreiben Deine ideale Laborstruktur?
Alexander Leuchtner: Klar. Konsequent. Kundenorientiert. Und ich würde sagen: Wir sind verdammt nah dran.
Thorsten Huhn: Lass uns bitte mal auf’s Tagesgeschäft schauen. Wie plant ihr eure tägliche Arbeit?
Alexander Leuchtner: Jede Arbeit – ob digital oder analog – kommt zuerst durch den Wareneingang. Dort wird sie technisch und administrativ aufbereitet. Danach geht sie in die Dispo, wo letzte Rückfragen geklärt und die Aufgaben digital verteilt werden. Nur bei Expressaufträgen greifen wir mal zum Stift.
Thorsten Huhn: Und welche Tools nutzt Ihr zur Aufgabenverfolgung?
Leuchtner: Neben unserem Labormanagementsystem Stadermann nutzen wir ein eigens entwickeltes Finance-Tool für Controlling und Auslastung. Alles ist darauf ausgerichtet, Klarheit und Verbindlichkeit zu schaffen.
Thorsten Huhn: Das hört sich nach viel Prozessarbeit an. Welche Prozesse sind bei Euch standardisiert – und warum?
Alexander Leuchtner: Alles, was mehrfach passiert, wird bei uns hinterfragt und optimiert. Aber: Wir lieben keine Checklisten. Stattdessen setzen wir auf ergebnisorientierte Aufgabenbeschreibungen. Das heißt: Es wird nicht dokumentiert, was gemacht wurde, sondern wie das Ergebnis auszusehen hat.
Thorsten Huhn: Ok. Und wie sorgt ihr dafür, dass diese Standards im Alltag eingehalten werden?
Alexander Leuchtner: Nicht durch Kontrolle, sondern durch Haltung. Wer Verantwortung übernimmt und versteht, welchen Einfluss er oder sie hat, handelt automatisch sorgfältig. Das ist unser Anspruch.
Thorsten Huhn: Du sprichst von Haltung und Verantwortung. Wie sind bei Euch Aufgaben und Verantwortungen verteilt?
Alexander Leuchtner: Klar abgegrenzt und dennoch dynamisch. Mein Vater übernimmt Qualitätssicherung, mein Bruder die digitale Infrastruktur in der Produktion, ich selbst bin für Wachstum, HR und strategische Entwicklung zuständig. Unterstützt werden wir von einer starken Laborleitung und einem engagierten mittleren Management.
Thorsten Huhn: Wie förderst Du Eigenverantwortung im Team?
Alexander Leuchtner: Indem ich Raum gebe und Vertrauen schenke. Verantwortung ist kein Titel, sondern eine Haltung. Führung entsteht nicht durch Ansage, sondern durch Tun.
Thorsten Huhn: Lass und mal das Themengebiet wechseln. Welche Rolle spielt Digitalisierung bei Euch?
Alexander Leuchtner: Eine entscheidende. Wir haben früh auf CAD/CAM, 3D-Druck und eigene Softwareentwicklung gesetzt. Unsere Kunden erhalten Unterstützung bei der Integration digitaler Prozesse, inklusive Scanner-Miete und Schulung. So konnten wir bundesweit digitale Kundenstrukturen aufbauen.
Thorsten Huhn: Gibt es auch digitale Fehlschläge?
Alexander Leuchtner: Klar, nicht jede Idee war ein Treffer. Aber wir lernen schnell. Wichtig ist, dass wir flexibel bleiben, ohne jedem Hype hinterherzurennen.
Thorsten Huhn: Du rennst also nicht jedem Hype hinterher. Wie gehst du dann mit Veränderung um?
Alexander Leuchtner: Mit einer lebensbejahenden Haltung. Wir jammern nicht, wir gestalten. Jeder Rückschlag ist eine Einladung, es besser zu machen. Fehler sind Lernmomente. Das leben wir vor.
Thorsten Huhn: Welche Rolle spielt dabei Reflexion?
Alexander Leuchtner: Eine zentrale. In Teamrunden, Reviews oder im persönlichen Coaching reflektieren wir regelmäßig unser Tun. Nicht um Schuldige zu suchen, sondern um zu lernen.
Thorsten Huhn: Was ist dabei Dein Credo als Führungskraft?
Alexander Leuchtner: Raus aus der Opferrolle, rein in die Verantwortung. Ich glaube fest daran: Wer sein Unternehmen gestalten will, muss aufhören, sich zu beklagen. Stattdessen: Klarheit schaffen, Entscheidungen treffen, Raum für Entwicklung geben.
Thorsten Huhn: Was rätst Du anderen Laborinhabern?
Alexander Leuchtner: Traut euch, die Komfortzone zu verlassen. Ihr müsst nicht alles gleichzeitig machen, aber ihr müsst anfangen. Fangt mit 10% eurer Zeit an, euch am Unternehmen statt im Unternehmen zu betätigen. Und schaut ehrlich hin: Was ist euer Anteil an den Ergebnissen? Wer das begriffen hat, hat schon halb gewonnen.
Thorsten Huhn: Danke, lieber Alex. Du zeigst eindrucksvoll, wie durchdachte Organisation und gelebte Verantwortung den Erfolg eines Dentallabors prägen können. Struktur und Prozesse sind dabei kein Selbstzweck, sondern das Fundament für Qualität, Effizienz und Kundenzufriedenheit. Leuchtner Zahntechnik beweist, dass Digitalisierung, Eigenverantwortung und eine klare Haltung Hand in Hand gehen können – und dass Exzellenz vor allem dort entsteht, wo Führungskräfte mutig gestalten, anstatt im Status quo zu verharren.
Worms, im September 2025



